Samstag, 20. Juni 2015
Morgengrauen
Mein Sohn und ich sind heute alleine. Aufstehen, anziehen, Frühstück....hat alles geklappt, stressfrei. Das macht mich sehr glücklich, denn es ist nach Monaten das erste Mal, dass es mir gut genug geht um mich durchgängig allein ums Kind zu kümmern.
Wir malen mit Kreide an seiner Tafel, er kritzelt wild, ich male ihm eine Sonne.
"Schatz, was ist das?"
"Sonne!"
"Genau, super!"
Dann male ich ihm ein Blatt, danach ein Herz. Begeistert kräht er "Herz!"
Ich muss Lächeln, sage ihm "Genau, ein Herz! Mamas Herz für dich!" und denke mir dabei, dass dieser kleine Kerl buchstäblich mein Herz ist, außerhalb meines Körpers, so klein und verletzlich...
Er strahlt plötzlich, zeigt auf seine Brust, sagt:" Herz! Mama, Herz!"

Meines droht zu zerspringen, mir schnürt es den Hals zu. Diesen wundervollen kleinen Menschen muss ich bald zurück lassen, muss bald loslassen...

Ich reiße mich zusammen, weder Tränen noch lamentieren ändern etwas daran. Will ich die wenige zeit an die Trauer vergeuden?

Mein Sohn schaut mich nachdenklich an. Ich sage ihm: "Genau Schatz, da ist dein Herz. Und jetzt malen wir eine lachende Sonne zusammen, okay?"

... link (0 Kommentare)   ... comment