Donnerstag, 9. Juli 2015
Hellas!
Griechenland, Grexit, Schulden...im Moment kommt niemand um dieses Thema herum. Etwas gutes kann meiner Meinung nach politisch dort nicht so schnell entstehen.
Aber losgelöst von der für viele zu komplexen politischen Situation gibt es dort auch eine sehr handfeste, reale Situation.
Stell dir vor, das einzige was deine Familie ernährt ist Opas Rente. Und jetzt stell dir vor, deine Bank zuckt mit den Schultern und sagt dir:" wir würden ja gerne auszahlen, aber es ist kein Geld zum auszahlen da"
Du hattest Ersparnisse? Tja, die liegen bei der gleichen Bank...sie sind nicht weg. Aber wer gibt dir Lebensmittel für die Zusage, dass das Geld ja auf der Bank liegt? Vor allem wenn der Lebensmittelhändler in der gleichen Lage steckt und Bargeld braucht um selbst überleben zu können?

Ich klammere die politische Situation bewusst aus. Um Schuld, Sühne und langfristige Strategien sollen und müssen sich die Politiker kümmern. Aber dass in Griechenland, einem meiner liebsten Urlaubsländer, jetzt in diesem Moment viele Menschen verzweifeln mit denen ich im Urlaub so oft gelacht habe, so viel Freude hatte...das rührt einfach mein Herz.

Ich erinnere mich noch gut an viele Geschichten "der Alten", die mit nichts aus Ostpreußen und Schlesien kamen. Und deren emotionalsten Geschichten immer die waren, in denen ihnen unerwartet Hilfe begegnete.

https://www.indiegogo.com/projects/greek-crowdfund/x/11430333#/story

Ein Engländer hat diese crowdfunding-Aktion gestartet und ich finde sie so wundervoll, dass ich damit Wände plakatieren möchte. Hier geht es nicht um Schuldenschnitte und Auflagen, sondern um die direkte Hilfe des einzelnen Bürgers für griechische Mitbürger. Für den Rentner, der kein Geld mehr abheben kann. Für den Jungen Griechen, der gerne arbeiten würde, vor dessen Augen aber gerade alle Arbeitsplätze vernichtet werden.
Was kratzen mich 3 € ? Oder 5? Oder 10? Das ist eine unnütze Ausgabe pro Woche weniger, die Tüte Chips, das Eis, der Schokoriegel auf den ich verzichte. Und im Gegenzug habe ich aufs allerbequemste etwas getan, statt nur dazustehen und zu sagen:" Tsss....schlimm...was kann man da nur...."

Wir haben es jeden Tag in der Hand unsere Welt ein Stückchen so zu gestalten, wie wir sie haben wollen. Das muss nicht mit riesigen Aktionen verbunden sein, mir gefällt es sehr wenn es so bequem gemacht bekomme wie von diesem crowdfunding.

Was mich besonders beeindruckt: man kann sich für seine Spende auch Prämien heraussuchen. Das produzieren und versenden dieser Dinge geschieht ausschließlich in Griechenland und sorgt dort für Beschäftigung? Ist das nicht wundervoll?

Unser Sohn wird demnächst eine Karte der Akropolis erhalten, wir haben uns beteiligt.

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Montag, 6. Juli 2015
Ich will noch nicht sterben!
Was wohl jeder Krebspatient kennt, vor allem die palliativen: Momente der Todesangst. Situation, in denen dich die Angst im Nacken packt, kalte Panik dich überwältigt...du dich unvorstellbar ausgeliefert fühlst und nur ein einziger Gedanke wie eine Alarmsirene durch deinen Verstand kreischt; ich will noch nicht sterben!

Nach einem tollen Abend mit Freundinnen habe ich mich richtig lebendig gefühlt, wir haben gut gegessen und ein tolles Musical angesehen. Für den nächsten Morgen hat eine Freundin zum Brunch in ihren Garten eingeladen. Sie gibt sich bei soetwas immer viel Mühe, eine Sternegastronomie würde da nicht rankommen. Ich habe mich so darauf gefreut....auf dem Weg vom Auto in den Garten merkte ich schon, wie sich mein sichtfeld verengt hat und mir schummrig wurde. Kreislauf, sicher nur Kreislauf...bei den Temperaturen...andererseits, leichte Kopfschmerzen sind in den letzten Tagen ja schon immer da...also doch wieder Krebs im Kopf..? Ich musste mich erstmal in den Schatten setzen, wunderbar...alle Anwesenden bildeten ein volles und rührend besorgtes Publikum.."was brauchst du" "was kann ich tun" "Versuch doch mal"

Nur mit sehr viel Mühe hab ich's geschafft nicht lauthals loszuheulen,ich will so nicht sein! Ich will nicht die sterbende sein, um die alle kreiseln! Ich will nicht die Kranke sein, die jedes schöne Beisammensein schmeißt! Ich will nicht das Mitleid und die Hilflosigkeit in den Augen der anderen sehen! Ich will nicht die steigende Panik meines Mannes mitbekommen!
Der absolute Horror für mich: inmitten von diesem um mich schwirrenden Bienenhaufen stand mein kleiner Sohn. Er schaute mich nur mit großen, ernsten Augen an.
Und in naher Zukunft werde Ich ihn allein lassen müssen, mit all dem was er nicht versteht.

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Donnerstag, 2. Juli 2015
Des Deutschen liebstes Kind...
....war mein zweitliebstes und ist nun weg. Lange Jahre hatte ich kein Auto, weil entweder ein Firmenwagen zur Verfügung stand oder davor der jeweilige Freund ein Auto hatte/man in der Stadt nicht so zwingend eins braucht.
Also kam ich ungewöhnlich spät zu meinem ersten eigenen Auto...einem winzigen, alten B-Corsa. Der Vorbesitzer hat ihn mit viel Liebe und sehr dezent getunt, ihn tiefer gelegt, den Motor optimiert und nette Felgen individuell aufgezogen. Bei mir alles verschwendete Liebesmüh, bis ich verstanden habe was eine Domstrebe ist, war er schon nah am Rande der Verzweiflung.
Geliebt hab ich mein Autochen trotzdem. Der Stolz des ersten eigenen Autos ist wahrscheinlich überall gleich...
Ein Bekannter wollte es unbedingt taufen, erste Autos müssten Namen haben. Ich habe ihn auf drängeln und nerven dann "El Whizz" getauft, es blieb zum Glück ein Insider.

Nun ist er weg.

Nicht unbedingt in guten Händen, aber zumindest da wo er gebraucht wird. Eine junge Mutter mit zwei Kindern ist in meinem Bekanntenkreis in Schräglage gekommen, ihr ist mit dem Auto sehr geholfen (auch wenn ich nicht mit ihr auf der gleichen Strasse fahren möchte...)
Nunja, nach meiner Kopf-OP hatte ich eh ein halbjähriges Fahrverbot, mit meinen Medikamenten ist es auch besser ich fahre kein Auto. Und sollten später meine Angehörigen sich um Verkauf und Stilllegung kümmern? Also bevor er weiter auf dem Hof stand...

schweren Herzens, Tschüss Autochen.

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