Freitag, 19. Juni 2015
Das "heute bin ich...." Ritual
Mein Mann und ich haben uns mal darüber unterhalten, welche Rituale aus unserer Kindheit uns bis heute in schöner Erinnerung sind. Er erzählte, dass sein Vater jeden Abend zu ihm als Bett kam um mit ihm zu beten und Gott für den Tag zu danken.

Wir sind beide nicht religiös.

Als der Krebs und die Behandlung drumherum mich dann fast in die Knie gezwungen haben und es nur noch um Leid, Schmerz und Sterben ging - da habe ich mich an die Geschichte meines Mannes erinnert. Und beschlossen, dass ich es in der Hand habe welche Dinge bei uns Raum haben. Das Schlimme teilen wir zwangsweise, aber an jedem einzelnen Tag unseres Lebens gibt es auch immer etwas, was gut ist. Für das wir dankbar sein können. Das es wert ist, ihm Platz einzuräumen.

Seit dem ist unser Ritual beim Abendessen:" ich bin heute dankbar für!"

An den schlimmsten Tagen konnte ich immernoch Dinge finden wie den einen Sonnenstrahl, der durchs Krankenhausfenster auf meine Decke gefallen ist. Das Lächeln meines Sohnes, als ich ihm über den Kopf gestrichen habe.

An guten Tagen ist es natürlich viel leichter und viel mehr. Unser Sohn ist noch zu klein zum mitmachen, mein Mann und ich haben damit aber jeden Tag einen glücklichen Moment.

Versuchen Sie es auch, ich kann es nur jedem empfehlen - den Gesunden wie den Kranken.

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